Sabine Kuegler – Um zu leben, musste sie im Dschungel fast sterben!

Dez 13, 2023 | Podcast

Sabine Kuegler hat ihre gesamte Kindheit bei einem unbekannten Stamm, den Fayu, im Dschungel Neuguineas verbracht und wurde dort auch zu einer Jägerin ausgebildet.

Teile dieses unglaublichen Interviews kannst du weiter unten nachlesen oder du hörst dir einfach unsere Podcast-Folge hierzu an:


Ihre einzigartigen Erfahrungen teilt Sabine Kuegler in ihrem Weltbestseller „Dschungelkind“ und nun auch in ihrem neuen Buch „Ich schwimme nicht mehr da, wo die Krokodile sind„.

Sie nimmt uns mit auf eine Reise durch ihr Leben, erzählt von ihrer Kindheit als Teil eines Stammes, ihren Kampf mit dem Kulturschock und wie das Schreiben ihr half, ihre krassen Erlebnisse zu verarbeiten.

Du erfährst in diesem Interview insbesondere folgende Dinge:

⭐️ Was hat die Ausbildung zur Jägerin mit Meditation zu tun?

⭐️ Wie kam es dazu, dass Sabine im Dschungel Neuguineas aufgewachsen ist?

⭐️  Ist die westliche Gesellschaft schwächer als die Stammesgesellschaft?

⭐️ Wieso lügen die Fayu niemals?

⭐️ Wieso gibt es keine Individualität in einem Stamm?

⭐️ Was fehlt in der europäischen Gesellschaft, im Gegensatz zu den Fayu?
 

Es ist ein Gespräch, das du nicht verpassen darfst, voller Einblicke in ein außergewöhnliches Leben.


„Das, was wichtig ist, menschliches Miteinander, das haben wir hier ein bisschen verloren. Wir sind eine Gesellschaft, die sehr sehr einsam ist.“

– Sabine Kuegler

Alle Links zu Sabine Kuegler findest du hier:

Website: https://www.sabinekuegler.com

Instagram: https://www.instagram.com/s.kuegler

Dschungelkind Buch: https://amzn.to/3RmjZbL

Ich schwimme nicht mehr da wo Krokodile sind: https://amzn.to/46Vcm1V

Teile des Interviews mit Sabine Kuegler, dem Dschungelkind

Wie ist Sabine Kuegler in den Dschungel gekommen?

Patrick von buddhaweisheit:

Zunächst einmal Sabine, danke, dass du dir die Zeit nimmst, ja, mit mir zu sprechen und natürlich auch mehr von dir zu erzählen und deinem neuen Buch meinem Publikum vor allem. 

Ich habe ich schwimme nicht mehr da, wo die Krokodile sind, gehört als audiobook, und ich habe es wirklich sehr genossen. 

Also, du hast mich echt auf eine Reise mitgenommen in diese spannende Welt von Neuguinea, aber auch in deine Seelenwelt, und hast mit mir viele Erkenntnisse geteilt. 

Und ja, ich habe dein Buch sehr genossen, bis hin zum Epilog sogar, weil du da wirklich noch viele, viele Fragen geklärt hast, und natürlich, das Ende hat mich dann wirklich auch ja richtig schockiert. 

Also, ich musste dann erstmal vom Fahrrad runter, weil ich erstmal ja ein bisschen verarbeiten musste, dass das dann doch so eine Wendung genommen hat. 

Ich werde versuchen, hier in dem Podcast in dieser Folge jetzt möglichst wenig vom Buch zu verraten, also jetzt den Hauptplot, damit halt auch die Zuhörer noch diese Geschichte genießen können. 

Kannst du vielleicht ganz kurz für die Menschen, die dich nicht kennen, einfach erzählen, wer du bist, warum du als Dschungelkind auch bekannt bist und was dich veranlasst hat, dieses Buch jetzt zu schreiben? 

Sabine Kuegler:

Ja, also meine Eltern sind Sprachforscher und Missionare, und ich bin in Nepal geboren, in den Bergen Himalayas.

Als ich drei Jahre war, mussten wir das Land verlassen, aus politischen Gründen und kehrten dann nach Deutschland zurück, wo meine Eltern anderthalb Jahre später eine neue Aufgabe bekommen haben oder den Auftrag bekommen haben in West Papua, Indonesien. 

West Papua, Indonesien gehört zu der Insel Neuguinea, ist die westliche Seite von der Insel Neuguinea. 

Neuguinea ist eine Insel nördlich von Australien, wo mein Vater dann 1978 einen Stamm entdeckt hat, die Fayu. 

Dort sind wir dann einige Zeit später als Familie hingezogen sind. 

Und bei dem Fayu Stamm bin ich dann groß geworden, und davon handelt das erste Buch Dschungelkind. 

Da beschreibe ich sozusagen aus der Sicht eines Kindes, wie es ist, in einem Stamm zu leben. 

Woran ist Sabine Kuegler erkrankt? 

Sabine Kuegler:

Ich war ja oft im Dschungel unterwegs, davor auch.

Man weiß es ja nicht genau, aber die Vermutung ist, dass ich mir irgendwo wahrscheinlich einen Parasiten eingefangen habe, der unbekannt ist, was ja auch nicht so ungewöhnlich ist. 

Also wenn wir mit Tropenärzten sprechen, sagen die, das ist nicht so ungewöhnlich. 

Und 2007 bring ich an ganz komischen wiederkehrenden Symptomen erkrankt.

So was wie eine Grippe fast, und die Symptome wurden über die Jahre immer stärker und stärker und stärker, und die Symptome wurden immer extremer. 

Und dann fing ich an, von einem Arzt zum anderen zu laufen, und ein Untersuchung nach der anderen.

Ich war beim chinesischen Arzt, buddhistischem Arzt, hab meine Ernährung geändert und hab alles, alles, was ich machen konnte, hab ich gemacht, und es hat nichts geholfen. 

Und dann kam ich ganz einmal zum Punkt, wo man mir gesagt hat, man könne für mich nichts mehr machen. 

Also, und da hab ich mir gedacht, ich kann nicht sterben, ich kann nicht, ich habe Kinder. 

Die waren ein bisschen älter schon, aber trotzdem ich habe Kinder. 

Und da habe ich mir gedacht naja, wenn irgendwas ist, was ich mir dort eingefangen habe, dann gibt es vielleicht dort unter den Stämmen jemand, der ein Heilmittel dafür hat, weil die Stämme haben oft Heilmittel für Krankheiten, die sie dort haben. 

Und bin dann nach Papua Neuguinea, wo ich einen Geschäftspartner hatte, zu dessen stamm ich auch gehöre, und der ist ja häufig von seinem Stamm und in deren System. 

Wenn jemand erkrankt, dann tun alle was, um der Person zu helfen, weil das Leben geht ja über alles dort. 

Und der hat gesagt komm, wir gehen und versuchen, unter den Stämmen ein Heilmittel zu finden. 

Ich habe damals gedacht, da das ein paar Monate dauern wird, und letztendlich hat es vier Jahre gedauert. 

Bücher schreiben als Therapie? (Sabine Kuegler)

Patrick von buddhaweisheit:

Ich wollte nochmal wissen, dieses Buch, war das auch so ein bisschen therapeutisch, also dass du auch viel verarbeitet hast von allem, was du erlebt hast, von allem, was in dir irgendwie vorging? 

So kam mir das ein bisschen vor. Also hat das echt auch diesen Effekt gehabt am Ende? 

Sabine Kuegler:

Definitiv, ja, definitiv. 

Also, ich wollte ja, ich habe lange Zeit das Buch nicht lesen wollen. 

Ich bin ja 2017 zurückgekommen, in die westliche Welt sozusagen und habe dann lange gesagt nein, nein, ich will kein Buch schreiben, ich will, ich wollte es nicht, ich wollte auch nicht mal in die Öffentlichkeit, ich wollte kein Buch schreiben und so. 

Und bis ich irgendwann mal zusammensaß mit Freunden und jemand mich gefragt hat, wenn ich 17 war und zurückkam und meinen ersten Kulturschock erlebt hatte, was hätte mir geholfen damals? 

Wie es einfacher gewesen wäre. Und da habe ich gesagt, wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiß, wäre mein Leben anders verlaufen. 

Und so kam ich auf den Gedanken, das Buch zu schreiben. 

Und was ich aber nicht erwartet habe, ist, wie viel Einfluss es haben würde auf meine emotionale Welt, auf mein Denken.

Und die ersten Monate.

Wir haben es so in drei Monaten geschrieben. 

Der erste Monat war sehr, sehr hart. Ich hatte sehr viel schreckliches Heimweh, also ganz schlimmes Heimweh. 

Aber dann, so wie das Buch so weitergegangen ist, habe ich immer mehr und mehr gemerkt, dass das Heimweh immer weniger wurde. 

Und es war so richtig, so eine Verarbeitung des Ganzen, was damals passiert ist. 

Was hat eine Ausbildung zum Jäger mit Meditation zu tun?

Patrick von buddhaweisheit:

Ja, Ich würde dich gerne nochmal fragen: Deine Ausbildung zum Krieger? 

Du warst sehr jung, du warst auf dieser Lichtung. 

Es ging im Grunde genommen so habe ich das verstanden ganz, ganz arg um Konzentration, die Umgebung wahrzunehmen. 

Ich habe direkt, wo ich das gelesen habe, ganz oft auch tatsächlich in dem Buch diesen Bogen geschlagen zu Meditation, weil Meditation ist tatsächlich auch Konzentration, also wie Achtsamkeit ja auch irgendwo Konzentration ist. 

Aber es ist natürlich etwas anders, ja ist es natürlich was ganz anderes schon. 

Sabine Kuegler:

Nein, eigentlich nicht, weil das ist ja um das Gehirn oder das Gehirn, besonders in den Entwicklungsjahren und später auch als Erwachsene um in das Unterbewusstsein reinzukommen, macht man das ja durch Meditieren.

Das heißt, um das Jagen oder um diese Fähigkeiten zu lernen, die man braucht, um Jagen zu gehen.

Das geht ja nur über das Unterbewusstsein, und deshalb muss man seine Gedanken abschalten. 

Das wurde mir auch gesagt. Während dieses Abschaltens muss man sich auf eine Sache fokussieren, ein Geräusch, ein Geruch, etwas spüren, und so entwickelt das Unterbewusstsein bestimmte Fähigkeiten, die wir hier ja nicht brauchen. 

Wir brauchen ja nicht diese extreme Sensibilität hier. 

Es ist auch nicht vorteilhaft hier, und ich merke zum Beispiel bei mir ist, wenn ich meditiere hier, dann werden diese Fähigkeiten viel viel stärker, und deshalb ist zum Beispiel für mich das Meditieren, obwohl es gut ist, ist für mich ein bisschen schwierig, weil ich merke dann halt, dass meine Sinne immer stärker und stärker werden. 

Also, es hat schon was damit zu tun. 

Was unterscheidet die westliche Zivilisation von den Stämmen des Dschungels?

Patrick von buddhaweisheit:

Du kennst beide Welten, die angenehme Boden- und Lenkradheizungs-Gesellschaft hier in Europa oder im Westen und die archaische Gesellschaft der Stämme Neuguineas. 

Ich hatte die Frage oder mir ging durch den Kopf wo sind denn die Europäer zum Beispiel besonders schwächlich oder verweichlicht und auch vielleicht besonders stark im Gegensatz zu den Stämmen? 

Kann man so einen Unterschied oder kann man so eine Frage beantworten? Und wo sind die Stämme besonders stark oder auch schwach? 

Sabine Kuegler:

Ja, also auf jeden Fall, das kann man beantworten. 

Also ich finde, dass die Menschen hier das Miteinander sehr verloren haben, diesen Umgang Miteinander. 

Wir haben diesen Respekt vor den Älteren verloren. 

Wir haben ganz stark dieses ganz extreme auf ich bezogene Gesellschaft, das heißt, es muss mir gut gehen, und es ist alles, was ich brauche. 

Also das ist eine sehr Ich-bezogene-Gesellschaft.

Der Vorteil hier ist aber, dass die Menschen hier sehr kreativ sind. 

Wir sind sehr kreativ, wir können viel logischer denken, wir können viel schneller handeln in Situationen, und deshalb sind wir auch so ein weit entwickelter, wie wir sind, mit der Technologie und alles, und wir haben einfach mehr ein Verständnis von anderen Kulturen. 

Zum Beispiel, ein Stamm hat überhaupt kein Verständnis, dass es andere Kulturen gibt oder Menschen anderes denken, und wir das viel mehr. 

Wir sind viel mehr daran interessiert, etwas zu verstehen. 

Wir wollen etwas verstehen, wir wollen etwas lernen. Im Stamm haben die meisten haben überhaupt keine Interesse, sich irgendwie weiterzuentwickeln, weil sie sehr, sehr bequem in ihrem Leben sind. 

Patrick von buddhaweisheit:

Und ich sage mal körperlich zum Beispiel da müssen die ja viel, viel stärker sein, also das ist gar kein Vergleich?

Sabine Kuegler:

Total, überhaupt kein Vergleich. 

Also die können laufen stundenlang mit schweren Gewicht, macht ihnen überhaupt nichts aus, und ja, und ich stolpere immer hinterher und muss gar nichts tragen, und trotzdem bin ich diejenige, die am Ende mehr müde ist als die, die so ganz viel tragen. 

Warum gibt es in der westlichen Gesellschaft so viel Einsamkeit und Depressionen?

Sabine Kuegler:

Aber was man auch sagen muss alles: Alles Leben, was man isoliert, verrottet.

Nimm Wasser, lass es stehen, und es wird auch ungeniesbar.

So ist es mit Kulturen, so ist es auch mit Menschen, und das ist zum Beispiel ein großes Problem, dass wir hier haben. 

Wir haben sehr viel, das auf uns zukommt, sehr viel, aber das, was wichtig ist, indem menschlich sein, das Miteinander, das haben wir hier ein bisschen verloren, und deshalb auch wir sind eine Gesellschaft, die sehr, sehr vereinsamt ist, die sehr viel mit Burnout zu kämpfen hat, mit Depression zu kämpfen hat, obwohl wir eigentlich alles haben, was man sich vorstellen kann. 

Wir müssten die glücklichsten Menschen der Welt sein, wir haben alles. Ich meine, es gibt Menschen, die auch schwierig haben, und doch sind wir hier unzufriedener als die, die eigentlich gar nichts haben. 

Man sagt immer, ja, das ist, weil die keine Elektrizität haben und keinen Fernsehen, deshalb sind die alle glücklicher. 

Nein, das ist nicht der Grund. 

Der Grund, warum sie zufriedener sind, ist, weil sie die Gesellschaft, das Leben basiert auf dem Miteinander, auf dem Zusammensein, mehr als auf dem, was man hat. 

Und daher kommt die Zufriedenheit. 

Elektrizität, macht das Leben einfacher, aber nicht wirklicher oder nicht zufriedener. 

Aber es macht einfacher. 

Hat Sabine Kuegler Hobbys?

Patrick von buddhaweisheit:

Ich habe noch drei Fragen für dich, Sabine. 

Ich würde gerne wissen hast du also, was du bist, ja wirklich einfach besonders in deiner ganzen Entwicklung und was du alles gemacht hast, oder in deinem Leben und wie du aufgewachsen bist, was sind eigentlich deine Hobbys? 

Also sind deine Hobbys hier in Deutschland zum Beispiel dann noch tatsächlich Gärtnern und Bogenschießen, oder was macht so ein Mensch wie du? 

Sabine Kuegler:

Nein, also Hobbys in dem Sinne habe ich eigentlich nicht. 

Also das Konzept von Hobbys ist so fremd, weil das kenne ich so nicht. 

Also, ich mag sehr gern mit Freunden zusammen sein, ich mag wahnsinnig gern Essen gehen. 

Also, wenn ich ein Hobby habe, dann ist es Essen gehen. 

Essen, weil Essen spielt auch in der melanesische und japanischen Kultur, in der asiatischen Kultur spielt Essen so eine große Rolle, und das tut es auch für mich. 

Also da, was Essen angeht, ja, ich bin ja typisch melanesisch.

Wenn irgendjemand Essen umsonst anbietet, dann gehe ich hin, und meine erste Frage ist immer so, wenn ich gefragt werde, ob ich zum Event gehe meine erste Frage ist immer: Gibt es denn Essen dort? 

Und das ist so eine typisch melanesische Eigenschaft, dass man immer was zum Essen macht. 

Sabine Kuegler über den Sinn des Lebens

Patrick von buddhaweisheit:

Letzte Frage, Sabine auf freiwilliger Basis. 

Weil das ist die Frage, die wir jedem Gast stellen und für die nicht jeder eine Antwort hat, wie beispielsweise ich: 

Was ist der Sinn des Lebens? 

Hast du da irgendeine Überlegung, Antwort, eine Meinung?

Sabine Kuegler:

Also, ich finde, der Sinn des Lebens ist, dass man die Welt verlässt, besser als wie man sie vorgefunden hat.

Also, das ist für mich so der Sinn des Lebens. 

Ich glaube, dass jeder Mensch, dass aus einem bestimmten Grund geboren worden. 

Ich glaube, dass wir eine Aufgabe haben im Leben, und ich glaube, dass wir versuchen sollten, die Erde den Menschen, die Mitmenschen, die Menschen um uns herum, in einem besseren Zustand zu verlassen, wie wir sie vorgefunden haben. 

Patrick von buddhaweisheit:

Danke für die Antwort, Sabine, danke für dein Buch und ja, danke, dass du dir Zeit genommen hast für mich, für meine Zuhörer, und ja, ich wünsche dir alles Gute und ja bin gespannt, was jetzt mit der Creme weiter passiert, und vielleicht, ob man noch was von dir hört, vielleicht sogar, ob das Buch jetzt auch noch mal verfilmt wird. Wer weiß das? 

Und ja, ich wünsche dir alles Gute, Sabine. Vielen Dank. 

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