Fernwanderung: Hannover – Sylt in 14 Tagen (ca. 530 km)

Mrz 29, 2023 | Mentale Gesundheit

Ich bin von meiner ehemaligen Haustür in Hannover bis nach Sylt 530 km zu Fuß (und ohne die Nutzung eines Handys) gegangen und möchte dich inspirieren dasselbe zu tun.

Von Hannover nach Sylt zu gehen?

Nein, sondern eine entschleunigende Fernwanderung ohne digitale Hilfe zu absolvieren.

Ich glaube wirklich, dass so eine Reise, etwas völlig anderes als ein normaler Urlaub und Menschen richtiggehend verändern kann.

Wo lang ging meine Fern- oder Weitwanderung?

Mein selbst aus gedachte Fernwanderweg hat mich von meiner Haustür in Hannover (in 14 Tagen) 530 km bis nach Sylt geführt:

erstellt mit google Maps und canva

Ich habe mich am ersten völlig verregneten Tag von Hannover bis nach Neustadt am Rübenberge und am nächsten Tag nach Nienburg gekämpft. 

Dieser erste Teil betrug ca. 60km.

Von Nienburg (Weser) ging es dann auf dem Weser Radweg ca. 250 km bis nach Cuxhaven.

Von Cuxhaven ging es mit der Fähre rüber nach Brunsbüttel.

Von Brunsbüttel habe ich dann nach dem Nordseeküstenradweg gesucht und bin an der Küste ca. 206km bis nach Husum gelaufen… welch ein Traum! 

Anschließend bin ich mit der Bahn rüber nach Morsum und die letzten 10 km an den wunderschönen und stürmischen Strand von Sylt Westerland.

Die Menschen haben ganz schön geguckt, dass kannst du mir glauben.

Ich war braun gebrannt und hatte einen braunen Stock in der Hand, der am unteren Ende, aufgrund des ständigen Kontakts mit dem Boden, bereits richtig ausgefranzt aussah.

Ich wurde auf meiner Reise mindestens 100-mal gefragt:

Wohin soll es denn gehen?

oder 

Wohin sind Sie denn unterwegs????

Am Strand von Westerland wurde ich dann natürlich gefragt: 

Woher kommen Sie denn?

Welche Regeln galten?

Ich habe mir 2 wichtige Dinge für diese Reise vorgenommen:

  • Smartphone verboten: Keine Musik, kein klicken, keine Anrufe, nichts! 
  • Keine Karten

Das wars.. 

Wieso bin ich diesen Weg gegangen  – Meine größten Erkenntnisse

Meine größte Erkenntnis und gleichzeitig auch der Grund, weshalb ich diesen Artikel schreibe, habe ich erst Jahre oder sogar Jahrzehnte später erlangt.

Wie ist das möglich?

Ja gute Frage.

Lass es mich dir erklären.

Zunächst habe ich diese Reise auch angetreten, um mir selber etwas zu beweisen.

Jahre zuvor bin ich den Jakobsweg gegangen und habe kläglich versagt.

Ich bin von Bayonne (Frankreich) bis nach Leon Spanien 450 km gewandert und habe mir unterwegs das Knie demoliert.

Ich musste die Reise aufgeben und es hat mich ein wenig gewurmt.

Entwicklungstechnisch habe ich mich gerade in einer Phase wiedergefunden, mit meinen ca. 24 Jahren, in der es darum geht rauszufinden welche Art von Mensch ich sein möchte:

Will ich Dinge, die ich anfange, um jeden Preis zu Ende bringen oder halt nicht?

Deswegen war ich alleine deswegen schon überglücklich angekommen zu sein auf Sylt, nachdem sich das Knie in Bremen an irgendeinem Hafen, mit Schmerzen zurückgemeldet hatte.

Ich musste mich also in dieser Hinsicht überwinden und schauen, wie ich die Schmerzen am Knie, die vielen Blasen am Fuß und die mentale Hürde besiege.

Dieser Weg hat mich in dieser Hinsicht geformt, wie der Töpfer seinen feuchten Ton formt.

Aber dir größte Erkenntnis hat sich trotzdem erst Jahre später in mir breit gemacht, denn die Reise hat in mir weitergelebt.

Sie hat mich durchs Leben begleitet und schien so intensiv gewesen zu sein, dass ich nach Belieben auf die Eindrücke und die Bilder, die sich regelrecht in mein Wesen eingebrannt hatten, zurückgreifen konnte.

Wie ein kostbares Geschenk, dass man in eine besondere Box packt, um es ab und zu rauszuholen und anzuschauen, ist diese Reise ein Geschenk an mich selbst gewesen.

Ich frage mich natürlich, ob der Grund hierfür darin liegt, dass der Weg auch eine Art Digital Detox war. 

Ich bin immerhin mit einem ausgeschalteten Handy gelaufen:

  • Keine Musik
  • Keine Karten 
  • Keine Nachrichten

Nur mein Geist, meine Schritte und ab und zu Hunde, die mich töten wollten.

Unten in der Beschreibung kannst du an der Umfrage teilnehmen und mir deine Meinung mitteilen:

Glaubst du, dass das Weglassen des Handys der Grund war, dass ich diese Reise so intensiv erleben durfte?

Andere wichtige Erkenntnisse waren:

  • „Entschleunigung ist etwas reales!“
  • Menschen sind beeindruckt von Wanderern (du wirst ständig angesprochen)
  • Menschen sind interessiert an Wanderern
  • Menschen sind gütig
  • Menschen sind freundlich

Ich habe beispielsweise in einem ganz kleinen süßen Dorf einfach an einer Haustür gefragt, ob ich im Garten in meinem Zelt übernachten durfte.

Die Antwort war:


„Wenn es dich nicht stört vom Hund geweckt zu werden!?“

Die Menschen sind einfach toll, wenn man offen und neugierig ist.

Warum ist es wichtig von seiner Haustür aus loszugehen?

Es ist einfach etwas ganz besonderes direkt von seiner Haustür zu starten und bis in die Ferne zu Fuß zu gehen.

Warum das so ist, kann ich natürlich nicht ganz genau beantworten, aber etwas Magisches umgibt diesen Umstand, dass man nicht erstmal zu seinem Start hinfahren muss, mit Bahn, Flugzeug oder Auto.

Es ist eine runde und vollkommene Sache, wenn jemand direkt von der Haustür losgeht.

Diese Erfahrung ist total subjektiv und basiert lediglich auf meiner einmaligen Erfahrung.

Was ich noch weiß von diesem Tag ist, dass ich fasziniert war von meiner Stadt.

Ich bin durch vollkommen unbekannt Straßen gewandert und habe mich selbst wie ein Fremder gefühlt, denn ich war im Begriff genau das zu werden, ein Fremder in jeder weiteren Stadt, wo ich langmarschierte.

Es war auch sehr interessant die Mienen meiner Mitmenschen zu beobachten, denn es war ein Montag.

Alle machten sich auf den Weg zur Arbeit und waren teilnahmslos.

Die Stimmung war trist, denn es regnete anschließend den ganzen Tag.

Den Rest der Wanderung, gab es dafür strahlenden Sonnenschein.

Ich wusste an diesem Tag schon, dass diese Reise eine ganz besondere Erfahrung sein würde.

Abschließend möchte ich sagen, dass wer es sich erlauben kann, einmal in seinem Leben, von seiner Haustür bis zu seinem Ziel fernwandern sollte!

Es kann eine unvergessliche Erfahrung werden.

Sollte man allein oder mit Freunden wandern?

Wenn nach einer spirituellen Erfahrung der Reflektion, Heilung oder Selbsterforschung sucht, dann ist die Entscheidung einfach: Man sollte sich allein auf den Weg machen!

Ähnlich wie es Cheryl Strayed, in ihrem Buch „Der große Trip: Tausend Meilen durch die Wildnis zu mir selbst“ erzählt hat, ist es etwas gänzlich anderes, wenn man allein unterwegs ist.

(Das Buch wurde übrigens mit Reese Whiterspoon verfilmt „Der große Trip – Wild“)

Hier sind 6 Gründe, warum man allein wandern sollte:

  • Man verlässt die Sicherheit der Gruppe und ist völlig auf sich allein gestellt
  • Es kehrt Ruhe ein im Geist
  • Das meditative Wandern ist möglich
  • Man kann eher fremde Menschen kennen lernen
  • Man lernt sich selbst kennen in völlig fremden Situationen
  • Du bist flexibler und spontaner

Hier sind 7 Gründe, warum das Wandern mit einem Partner oder Freunden besser ist:

  • Sicherheit:

Sicherheit in der Gruppe, insbesondere bei schwierigen Wegen oder gefährlichen          Situationen. Unterstützung bei Verletzungen oder Notfällen.

  • Geselligkeit:

Unterhaltung und gemeinsame Erlebnisse mit Freunden oder einem Partner.

  • Teilen von Erfahrungen und Emotionen.
  • Motivation: Einander motivieren, um schwierige Herausforderungen zu meistern.
  • Komfort: Teilen von Ausrüstung, z.B. Zelte, Kochgeschirr oder Nahrungsmittel. Gemeinsame Planung von Routen und Aktivitäten.
  • Neue Perspektiven: Andere können neue Wege oder Orte vorschlagen, die man allein vielleicht nicht gefunden hätte. Austausch von Wissen und Erfahrungen über Natur und Umgebung.
  • Teilen von Kosten: Teilen von Transportkosten und Unterkünften. Gemeinsames Einkaufen von Lebensmitteln und anderen Verbrauchsmaterialien.

Wieso sollte jeder Wanderer einen Stock oder Pfefferspray bei sich tragen?

Wenn du das erste Mal von einem wildgewordenen Kangal oder Schäferhund in einem, Gottverlassenen Dorf um 06:30 Uhr in der Früh angefallen wurdest, wirst du mir vielleicht zustimmen, dass ein Stock in der Hand oder ein Pfefferspray in der Tasche irgendwie ein wenig mehr Sicherheit gibt.

Der Stock kann je nach Terrain, natürlich auch noch viele andere Funktionen erfüllen!

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